Qažø

Aus Ultos
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Das Qažø (Aussprache: [ʀ̥aʒɔ]) ist die am weitesten verbreitete Sprache Allmeerens, somit auch die größte autochthone Sprache. In der Verwaltung spielt sie jedoch nur eine geringe Rolle, da die Sprecher der verschiedenen autochthonen Sprachen eher auf Almaars miteinander kommunizieren.

Sie gehört zu den Ostkarpatischen Sprachen, und innerhalb dieser zum Altmeerländischen Zweig. Eng verwandt mit ihr sind Norbok und Maratorisch, entfernt verwandt ist Qažø zudem mit Mnesisch.

Das Qažø ist eine Sprache mit einer langen Tradition, dass bereits vor der Kolonialisierung ein umfangreiches Schrifttum aufwies. Noch heute wird die Sprache institutionell sehr gepflegt. Schrift- und Umgangssprache weichen daher stark voneinander ab. Erstere wird hier vorgestellt, zu letzterer finden sich im Anschluss einige Anmerkungen.

Lautlehre

Schreibung und Phoneminventar

Die Schrift ist streng phonematisch.

Schriftzeichen Aussprache (IPA)
a [a]
ä [ɛ]
b [b]
d [d]
dz [d͡z]
e [ɛ̃] in der ersten Silbe, in der zweiten Silbe verschieden Ausgesprochen, je nach Vokalharmonie
f [f]
g [g]
h [h]
i [i]
j [j]
k [k]
l [l]
m [m]
n [n]
o [ɔ]
ø (auch: ö) [ø]
œ (auch: ü, y) [y]
q [q], öfter [ʀ̥]
r [ʀ]
s [s]
š [ʃ]
t [t]
ts [t͡s]
u [u]
w [w]
z [z]
ž [ʒ]


Silbenstruktur

Die übliche Silbenstruktur ist (C)V(C). V-Silben treten nur am Wortanfang auf. Silben auf –C treten fast ausschließlich am Wortende auf. /j/ kann nicht am Silbenanfang auftreten.

Vokalharmonie

Es gibt zwei Vokalharmonien: Eine für Nomina (und das Präsens) und eine für Verben. Die Vokalharmonie wird nicht im Schriftbild gekennzeichnet.

Nominalharmonie

Hoch Tief
ø o
ä a
œ u

/i/ ist dabei Neutral.

Tritt in der ersten Silbe ein hoher (resp. tiefer) Vokal auf, werden alle im Wort nachfolgenden Vokale in hohe (resp. tiefe) umgewandelt. Ein Vokal, der unmittelbar auf /i/ folgt, wird nicht umgewandelt. Alle Vokale, die auf diesen Vokal folgen, richten sich nach ihm.

/e/ in der ersten Silbe wird stets [ɛ̃] gesprochen, es beeinflusst den nachfolgenden Vokal nicht. In anderen Silben wird es als [ɛ̃] nach hohen, als [ã] nach tiefen Vokalen realisiert.

Verbalharmonie

Labial Nicht Labial
ø ä
o a
œ, u (i)

Das Prinzip gleicht dem der Nominalharmonie. /œ/ und /u/ werden beide zu /i/ umgewandelt. /i/ selbst hingegen ist neutral wie bei der Nominalharmonie.

/e/ in der ersten Silbe wird stets [ɛ̃] gesprochen, es beeinflusst den nachfolgenden Vokal nicht. In anderen Silben wird es als [ɛ̃] nach nicht-labialen, als [œ̃] nach labialen Vokalen realisiert.

Nomina

Substantive

Nomina kennen drei Numeri:

  • Singular
  • Dual (zwei – zusammengehörige – Objekte; nach Zahlen)
  • Plural
  • Allgemein („alle X“ oder „X-e im Allgemeinen“)

Der Singular ist die Grundform. Im Nominativ entspricht er dem Stamm. In anderen Kasus wird diesem ein Vokal angehängt (dieser ist für jedes Substantiv zu lernen). Für die anderen Numeri wird der letzte Konsonant des Stammes stimmhaft, dann tritt ein Vokal hinzu:

  • -u im Dual
  • im Plural (Einige unregelmäßige Substantive haben stattdessen eine Vokalveränderung im Stamm und denselben fakultativen Vokal wie im Singular)
  • -a im Allgemeinen Numerus

Es gibt sechs Kasus:

  • Nominativ: keine Endung
  • Genitiv/Allativ: Endung -l
  • Dativ: -tis
  • Akkusativ: -s
  • Lokativ: -t
  • Ablativ: -b

Adjektive

Adjektive werden nicht dekliniert, wenn sie attributiv oder prädikativ verwendet werden. Werden Adjektive substantiviert, werden sie wie Nomina dekliniert.

Adjektive können nicht gesteigert werden. Vergleiche sind durch Komparativsätze auszudrücken.

Pronomen

Personalpronomen

Person Singular Dual Plural Allgemein
1 lo bul mœl -
2 to but mœt -
3 mo bu go "alle/jeder
4 šo - - -

Personalpronomen werden wie Nomen dekliniert. Sie haben eine eigene Form für den Ergativ:

Person Singular Dual Plural Allgemein
1 la lob lom -
2 ta tob tom -
3 ma bi mi ga "alle/jeder
4 ša - - -

Demonstrativpronomen

Demonstrativpronomen verhalten sich wie Adjektive.

koj – „dieser“, hoj – „jener“

Numerale

Die Numerale bis zur Zahl 29 basieren auf einem zwölfer-System, danach wird dezimal gezählt.

Zahl Zahlwort
1 qœb(œ)
2 šø
3 i
4 woff(o)
5 wøšš(œ)
6 bo
7 är(ä)
8 šøwwo
9 müs
10 igu
11 ak(i)ris(œ)
12 hiž(i)
13 = 12 + 1 hiž qœb(œ)
14 = 12 + 2 hiž šø
24 = 2*12 šøb hiž(i)
25 = 2*12 + 1 šøb hiž qœb(œ)
29 = 2*12 + 5 šøb hiž wøšš(œ)
30 = 3*10 ib igu
31 = 3*10 + 1 ib igu qœb(œ)
40 = 4*10 woffob igu
100 killil

Numeralia folgen der Nominalen Vokalharmonie, wobei sich alle Bestandteile als ein Wort zählen (daher Aussprache von 31 als [ibiguʀ̥ub]).

Ordinalzahlen werden mit dem Genitiv gebildet, Iterativzahlen mit dem Dativ. Beispiel:

  • woff agu – vier Häuser
  • woffol ag – das vierte Haus
  • woffotis – viermal

In der Umgangssprache erscheint statt i für die Zahl 3 immer öfter šøqœb(œ) also gewissermaßen "2+1".

Verben

Kategorien

Das Verb des Qažø kann folgende Kategorien ausdrücken:

Person: 1., 2., 3. und 4.

Tempus:

  • Präsens (Hier und jetzt)
  • Aorist (abgeschlossene Vorgänge in der Vergangenheit, mit Fokus auf Prozess – Erzähltempus)
  • Perfekt (abgeschlossene Vorgänge in der Vergangenheit, mit Fokus auf Resultat; ggf. Wirkung bis in die Gegenwart)
  • Futur
  • Habitativ (ständig wiederkehrende Handlung, Gewohnheit, in der Gegenwart)
  • Imperfekt (ständig wiederkehrende Handlung, Gewohnheit, in der Vergangenheit; Zustand, Umstand, Begleithandlung in der Vergangenheit; keine Aussage, ob abgeschlossen oder nicht)

Diathese:

  • Reflexiv
  • Passiv
  • Benefaktiv (für Dativ und Allativ)
  • Lokativ
  • Ablativ (für Ablativ und Genitiv)

Modus:

  • Irrealis (Vermutung, Hœpothese, Zweifel)
  • Kausal (Grund)
  • Imperativ

Aufbau

Generell gilt der Aufbau:

  • 1 Wurzel
  • 2 Derivationssuffixe
  • 3 Fokussuffixe
  • 4 –kœ- für Habitativ/ -qu- für Präsens
  • 5 Personalendungen
  • 6 Konjunktivendung

Bei einigen wenigen Verben gibt es Derivationspräfixe.

Wurzel- und Derivationsaffixe bilden den Stamm.

Die Wurzel

Es gibt drei Kategorien von Verben: Ein-, Zwei- und Drei-Stamm Verben.

Ein-Stamm-Verben haben nur einen Stamm, von welchem alle Formen abgeleitet werden.

Bei den Zwei-Stamm-Verben gibt es einen Perfekt- und einen Aoriststamm. Mit dem Perfektstamm werden Perfekt und Imperfekt gebildet. Vom Aoriststamm werden alle anderen Tempora gebildet.

Die Drei-Stamm-Verben weisen einen Perfekt- einen Aorist- und einen Futur-Stamm auf. Mit dem Perfektstamm werden Perfekt und Imperfekt gebildet. Mit dem Aoriststamm werden Aorist und Habitativ gebildet. Mit dem Futurstamm werden Präsens und Futur gebildet.

Zu Imperfekt und Habitativ ist anzumerken, dass viele andere Uqman-Sprachen sowie zahlreiche Dialekte des Qažø diese ganz anders bilden: Das Imperfekt wird vom Aoriststamm, der Habitativ vom Futurstamm.

Personalendungen

Es gibt vier Reihen von Personalendungen: Perfektendungen, Aoristendungen, Futurendungen und Präsensendungen.

Person Perfekt (Impf.) Aorist (Habitativ) Futur Präsens (mit -qu-)
1 -ž (-kœž) -l (-kœl) -w -qul
2 -t (-kœt) -d (-kœd) -g -qut
3 -m (-kœm) -g (-kig) -r -qi
4 - (-kœ) - (-ki ) -b -quš

Bei Ein-Stamm-Verben wenden genau diese Endungen in allen Tempora an.

Zwei-Stamm-Verben verwenden für das Perfekt die Aorist-Endungen, und für das Imperfekt die Habitativendungen.

Drei-Stamm-Verben verwenden für Perfekt und Futur die Aorist-Endungen, für das Imperfekt die Habitativendungen.

Das Präsens wird stets mit den Präsensendungen gebildet.

Modi

Irrealis

Die Endung des Irrealis wird der Personalendung nachgestellt und lautet –su. Jedoch assimiliert sie sich stark an den vorhergehenden laut, sodass folgende Endungen entstehen:

Person Perfekt (Impf.) Aorist (Habitativ) Futur Präsens (mit -qu-)
1 -žžu (-kœžžu) -llu (-kœllu) -wz -qullu
2 -ssu (-kœssu) -zzu (-kœzzu) -gzu -qussu
3 -mz (-kœmz) -gzu (-kigzu) -rz -qis
4 -s (-kœs) - (-kis) -bzu -quššu

Kausal

Die Endung –ži wird mit einem Bindestrich nachgestellt. Oft wird diese in der gesprochenen Sprache dem vorangegangenen Konsonanten angeglichen, doch dies wird nicht geschliefen.

Bsp.: moqi-ži „Weil er schläft“, gesprochen [mɔqiʒ]; moqul-ži „weil ich schlafe“, gesprochen [mɔqulːi].

Imperativ

Der Imperativ wird hochgradig unregelmäßig gebildet. Der Hortativ erhält die Endungen der ersten Person Aorist, der Jussiv die der 3. Person Aorist. Für die allgemeine Person verwendet man die Futurendung.

Bsp.: mako „Schlaf!“, mako-l „Lasst uns schlafen!“, mako-g „Er möge schlafen!“, mako-b „Jemand möge schlafen = Es ist Zeit, zu Bett zu gehen!“

Da der Imperativ so unregelmäßig gebildet wird, beherrschen ihn nur wenige Sprecher sicher. Es gibt dialektal zahlreiche Varianten. Überhaupt wird er nur noch bei einigen Verben als morphologisch distinkte Form gebildet. Viele Sprecher drücken ihn nur durch die Satzstellung (s.u.) aus.

Diathese

Die Morpheme lauten wie folgt:

  • Reflexiv: -a (-ba- nach Vokal)
  • Passiv: -so
  • Benefaktiv (für Dativ und Allativ): -ti
  • Instrumental: -mø-
  • Lokativ: -bœ-
  • Ablativ (für Ablativ und Genitiv): -hœ-

Der Satzteil der dem von der Diathese betonten Fall entspricht, steht im Nominativ. Das eigentliche Subjekt hingegen steht im Ergativ. Die Personalendungen kongruieren mit dem Satzteil im Nominativ.

Beispiel:

  • Lo mo-w ago-t – Ich werde im Haus schlafen (ago-t = Haus+Lokativ, mo-w = schlafen+Futur, 1. Person)
  • Ag mo-bœ-r la – Im Haus werde ich schlafen (ag im Nominativ, mo-bœ-r = schlafen+Lokativ+Futur, 3. Person)
  • Lo mo-w tol ago-t – Ich werde in deinem Haus schlafen.
  • To mo-fœ-g la ago-t – In deinem Haus werde ich schlafen.

Deverbale Nomina

Partizip

Das Partizip wird gebildet, indem dem gesamten Verbalkomplex das Wort –naž(o) mit Bindestrich angehängt wird. Dieser fungiert als Subjekt des gesamten Verbums und kann dekliniert werden. Die gesamte Konstruktion folgt der verbalen Harmonie

Beispiele:

  • mofœr-naž ag – Das Haus, in welchem genächtigt werden wird.
  • žuf(u)som-naž kuditis – Dem Mann, welcher gesehen wurde.
  • ta žufusom-naž kuditis – Dem Mann, der von dir gesehen wurde.
  • žufum-naž kuditis – Dem Mann, welcher gesehen hat.
  • žufum-nažotis – Dem gesehen habenden.

Infinitiv

Einen wirklichen Infinitiv gibt es nicht. Stattdessen werden einfach Verbalphrasen substantiviert. Dabei können die Formen der vierten Person zur Bildung eines reinen, unpersönlichen Infinitivs dienen. Das Substantivierende Suffix (mit Bindestrich angehängt) lautet –še und kann dekliniert werden. Vor –še gilt die Verbalharmonie, danach die Nominalmorphologie.

Beispiele:

  • žuf(u)ki-še – Der Umstand, dass jemand irgendwann sieht – das Sehen
  • žufuž-še – Der Umstand, dass ich gesehen habe.
  • tos žufuž-še – Der Umstand, dass ich dich gesehen habe.

Satzlehre

Nominalphrase

Die Reihenfolge der Bestandteile ist:

1. Demonstrativpronomen 2. Genitivattribut 3. Numeralia 4. Adjektive 5. Substantiv 6. Postposition

Hauptsatz

Die Satzstellung ist wichtig, da die Objekte und nicht selten auch die Adverbialbestimmungen dazu neigen, ihre Kasusendungen abzulegen.

Aussage

Die Reihenfolge ist 1. Subjekt 2. Prädikat 3. Objekt 4. Indirektes Objekt 5. Adverbialbestimmung 6. Konjunktion

Fragesatz

Die Reihenfolge lautet:

1. Subjekt 2. Objekt (in dieser Stellung meist mit Endung) 3. Prädikat 4. Indirektes Objekt 5. Adverbialbestimmung 6. Konjunktion

Befehl und Wunsch

Die Reihenfolge lautet: 1. Prädikat 2. Subjekt 3. Objekt 4. Indirektes Objekt 5. Adverbialbestimmung 6. Konjunktion

Hier behalten die Substantive fast immer ihre Kasusendungen.

Negation

Die Negation lautet mot. Sie steht stets nach dem Subjekt. Sie ersetzt das Pronomen der 3. Person sowohl im Nominativ als auch im Ergativ.

Nebensatz

Subjekt- und Objektsätze

Diese entsprechen mit –še substantivierten Verbalkomplexen.

Relativsätze

Diese werden z.T. mit Partizipien dargestellt (dies gilt als hochsprachlich), häufiger aber als Formen, die mit –še substantiviert wurden und dann als Genitivattribut verwendet werden.

  • ta žuf(u)som-naž kud moqi – „der von dir gesehene Mann schläft“ – „Der Mann, den du gesehen hast, schläft“
  • ta žuf(u)som-šel kud moqi – „der Mann, den du gesehen hast, schläft“

Moderne Umgangssprache

Die moderne Umgangssprache ist stärker vom Almeers und den Dialekten geprägt als die Schriftsprache. Die wichtigsten Veränderungen finden sich im Bereich der Lexik und der Sœntax; die Phonologie ist kaum, die Morphologie nur teilweise betroffen. Die wichtigsten Unterschiede sind:

  • Die komplexen Partizipien und Infinitivkonstruktionen werden vermieden, es werden echte Nebensätze bevorzugt.
  • Habitativ und Perfekt sind zusammengefallen, in einigen Fällen bleibt der Habitativ als erstarrtes Element zurück, wobei die alte Habitativform dann ein anderes Wort darstellt, z.B.: žuf – sehen; žuf(u)kœ – ständig sehen = beobachten.
  • Die Diathesen werden, mit Ausnahme des Aktivs und des Reflexivs, kaum noch verwendet. Insbesondere wird das Passiv durch eine Konstruktion mit der 4. Person ersetzt: Statt mo žuf(u)som – „Er ist gesehen worden“ also häufiger žuf mos – „jemand hat ihn gesehen“.
  • Die Verbalharmonie wird praktisch immer durch die Nominalharmonie ersetzt.