Silbernes Bündnis von Mannox

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Das Silberne Bündnis von Mannox war ein historischer Staat, der im Wesentlichen die Ostküste Jennigs umfasste und seine Blütezeit etwa vom 16. bis 18. hatte, als er die Große Qasx dominierte.

Name

Die Eigenbezeichnung des Bündnisses war Königreich der Städte am Meer. Erst im Nachhinein entstand die gegenwärtige Bezeichnung: Von der inneren Struktur her sahen es die Historiker kaum gerechtfertigt, von einem Königreich zu sprechen, man wählte die Bezeichnung "Bündnis", da das politische System etwas zwischen Staatenbund und Bundesstaat war.

Im 18. Jahrhundert rückte die Geschichtsschreibung ins geistige Interesse der Bürger des Bündnisses, man forschte nach den Anfängen und den Vorläufern des Staates. Dabei kam die Legende auf, schon früher habe ein sogenanntes "Eisernes Bündnis" existiert. Damit wurde sicherlich ein Staat identifiziert, der am Rande des Machtbereiches von Kcynia existiert hatte und später von Ppakas erobert worden war - aufgrund der schwachen Quellenlage und der anfangs noch nicht entwickelten Fähigkeiten, die Textstücke, die dieser Staat hinterlassen hatte, zu entziffern, projizierte man viele Entwicklungen der Gegenwart auf dieses "Eiserne Bündnis", so die ersten Ansätze zu einer demokratischen Ordnung und moderne Technik. Sowohl Tegrim als auch die Heilige Küste griffen bei ihren Staatsgründungen auf das einstige Bündnis von Mannox zurück. In diesem Zuge entstand die Auffassung der drei Zeitalter:

  • Eisernes Zeitalter: Legendärer Vorgängerstaat
  • Silbernes Zeitalter: Das eigentliche Bündnis
  • Goldenes Zeitalter: Moderne, Zeit der gegenwärtigen Nationalstaaten

Geschichte

Vorgeschichte

Die Ostküste Jennigs ist ein alter Kulturraum, eng verknüpft mit der Geschichte des südlichen Jennig. Schrift gab es schon früh; über Jahrtausende umfasste das Schrifttum aber nur Inventarlisten, die in der Verwaltung benutzt wurden. Jennitische Stämme immigrierten hier her spätestens ab 0 +zi. Der Chronismus verbreitete sich sehr früh, die Stadtstaaten der Ostküste scheinen schon um 650 +zi diese Religion gepflegt zu haben.

Der Niedergang von Kcynia (heute Groß Jennitia) brachte einen kurzen Aufschwung mit sich, der aber schon durch die Naia-Zeit unterbrochen wurde, als Umutxaw zu einem übergeordneten Zentrum wurde. Eine Eroberung und kurze Herrschaft von Ppakas 1050 bis ca. 1200 blieb ohne politische, aber mit kulturellen Folgen.

Erst mit dem Fall Umutxaws und Naias kam es zur Emanzipation der Stadtstaaten. Um sich gegen das erstarkende Jennitia zur Wehr setzten zu können, begann man, stärker miteinander zu kooperieren.

Anfänge

So kam es zu einem Militärbündnis der Städte um Mannox ab etwa 1390, dem sich in der Folge weitere Städte im Norden und Süden anschlossen. Als Anfang des Bündnisses gilt die Bruderschaftsurkunde von Lieita, die auf 1403 datiert wurde:


"[...] Es soll also zwischen dem Haus der Baliogrex und dem Haus der Hjiituk ewig Freundschaft herrschen, wie auch zwischen den Edlen von Lieita und den Edlen von Mannox ewig Freundschaft herrscht und zwischen den Händlern von Lieita und den Händlern von Mannox ewig Freundschaft herrscht [...] und erhebt der Feind seine Waffe gegen Lieita, so wird Mannox nicht ruhen, den Feind niederzuwerfen. Und erhebt der Feind seine Waffe gegen Mannox, so wird Lieita nicht ruhen, den Feind niederzuwerfen. [...]"
Bruderschaftsurkunde von Lieita

Die Städte befanden sich im permanenten Konflikt mit dem erstarkenden Jennitia, dem schwächerwerdenen Umutxaw und Überfällen von Piraten aus Temkalien. Ab der Hälfte des 15. Jahrhunderts war Umutxaw nicht zuletzt durch die erfolglosen Kriege mit dem Bündnis völlig geschwächt und verschwand als historische Größe. Das Bündnis begann nun seine Einflusszone auszuweiten und kam dabei besonders in Bedlam in Konflikt mit dem Königreich von Turhat. Die Kämpfe um die Vorherrschaft kamen erst am Ende des 15. Jahrhunderts zur Ruhe (sollten aber im Verlaufe der Geschichte immer wieder aufflammen). Der Frieden mit Turhat wiederum verschaffte dem Bündnis die nötigen freien Kapazitäten, um Konkurrenten im Raum der Qasx auszuschalten, sodass es ab Anfang des 16. Jahrhunderts als unumstrittene Macht im Raum der Qasx gelten konnte.

Blütezeit

Die schweren Zeiten, die vorangegangen waren und der gemeinsame Kampf hatten das Gefühl einer Gemeinschaft in den Stadtstaaten stark gefördert. Dennoch gab es an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert einen Konflikt, in welchem sich die Städte von Yantan zu lösen versuchten. Der sog. Ijutsh-Konflikt dauerte von 1499 bis 1510. Im Folgenden wurde es als notwendig erachtet, um ein solch großes Gebiet kontrollieren zu können und Einfluss von Außen zu unterbinden, die Strukturen zu zentralisieren. Der Feldherr des Ijutsh-Konfliktes, Mansaluk, schwang sich zum König auf und wurde 1513 gekrönt. Ab dieser Zeit wird auch vom "Königreich der Städte am Meer" gesprochen.

Es gab keine Hauptstadt, da die Könige bis 1784 von Stadt zu Stadt zogen, um die Gleichberechtigung der Städte zu signalisieren. Jedoch blieb Mannox während der gesamten Zeit das Zentrum von Handel und Gelehrsamkeit. Auch blieb es ein administratives Zentrum. Die wichtige Bedeutung der Stadt schlug sich auch in der damaligen paramurischen Bezeichnung für das Silberne Bündnis nieder, wo man von Kalam Menosk sprach.

In der Blütezeit expandierte das Reich immer weiter und gründete Handelsniederlassungen sowie Kolonien mit Siedlern fast im ganzen Karpatenraum. Man griff sogar auf Jennitia über, und hielt etwa 1670 bis 1710 den Südteil um die Stadt Elesas besetzt.

Wichtig war die kulturelle Entwicklung: Hier entstand nach und nach ab etwa 1700 der reformierte Chronismus, als man die Kultordnungen auf eine neue, von Bòrs unabhängige Basis stellen wollte (der reformierte Chronismus war aber nie als einheitliche "Herrschaftsideologie" konzipiert worden und stellte sich anfangs als "Bewegung von Unten" dar). Diese Entwicklung wurde durch zahlreiche technische Errungenschaften genährt, so wurden hier Uhr und Teleskop erfunden. Hinzu kam eine Blüte der Philosophie.

Niedergang

Das Königreich von Ehj hatte 1702 seine Vorherrschaft gegen Uluhj etabliert und 1710 Elesas zurückerobert. Blieb der Misserfolg des Bündnisses ohne geopolitische Folgen, war der Nimbus der Unbesiegbarkeit des Bündnisses gebrochen. In der Folge musste das Bündnis zahlreiche Kriege mit dem erstarkenden Jennitia ertragen. Paramur begann ebenfalls Ansprüche in der Qasx zu erheben und umzusetzen. Als drittes Problem zeigte sich ab der Mitte des 18. Jahrhunderts die religiöse Demographie: Mannox hatte die Folge von Bòrs als eine Art heilige Stadt der Orthodoxie (zumindest im Qasx-Raum) angetreten, zudem waren die Eliten Beterbeuys orthodox geblieben. Just in Mannox war aber der reformierte Chronismus entstanden und von Yantan bis ins Gebiet von Beterbeuy hinein bekannte sich die Mehrheit der Bevölkerung zu den Reformen.

In der Folge gab es erst Spannungen zwischen dem Klerus von Beterbeuy und dem Klerus von Mannox, da nun erstere den Status der Heiligen Stadt für Maxadeid verlangten. Daneben stritten aber auch beide orthodoxe Gruppen auf der einen Seite mit den Reformierten auf der anderen.

Darauf lockerte sich der Zusammenhalt der Städte untereinander. Entfernte Neugründungen verfolgten eigene Politik; verschiedene Städte stritten sich um einen Vorrang von Einfluss in den bezeichneten Neugründungen. Besonders Zentren wie Germansk, Sikil und Beth kritisierten die ideologische und administrative Hegemonie von Mannox.

Die Streitigkeiten mündeten in den Wabischen Wirren (1820-1832), ein Bürgerkrieg mit unübersichtlichem Verlauf wechselnden Bündnissen. Manchmal wird er als der erste religiöse Konflikt im Karpatenraum bezeichnet: Jennitia unterstützte die Mannoxer Orthodoxie massiv. Als diese aber keinen Rückhalt mehr in der Bevölkerung hatte, schloss man sich mit Beterbeuy zusammen. Paramur, dass bereits einige reformierte Elemente in die Staatsreligion aufgenommen hatte, förderte v.a. die reformierten.

Das Ergebnis der Wabischen Wirren war die völlige Zersplitterung des gesamten Bündnisses. Als einheitlicher Staat ging einzig Beterbeuy, dies zudem mit Territorialgewinn, hervor.

Bevölkerung

Die Bevölkerung im Kernland des Bündnisses, d.h. an der Ostküste Jennigs, war ausgesprochen heterogen: Im Süden sprach man Süd-, im Norden entsprechend Nordjennitische Sprachen. Daneben waren einige Städte, wie Sikil, inseljennitischsprachig. Vorwestkarpatische Idiome, wie sie in Kcynia gesprochen worden waren, schienen noch nicht ausgestorben zu sein.

Hinzu kam im 18. Jahrhundert der religiöse Gegensatz zwischen dem äußersten Norden (orthodox) und dem größten Teil des Gebietes (reformiert).

Territorium und Herrschaft

Herrschaftsformen und Territorium waren beide sehr komplex und heterogen. Von einem Flächenstaat kann auf keinen Fall gesprochen werden.

Wichtige Akteure

Politische Akteure waren

  • Die Parlamente und Fürsten der Städte
  • Das Generelle Parlament in Mannox, das sich aus Gesandten der Städte zusammensetzte und de jure, teils auch de facto die Regierung ausübte. Die Gesandten im generellen Parlament handelten durchaus nicht nur nach dem Willen der entsendenen Städte
  • Die adlige Elite von Mannox, die nirgendwo in der Verfassung vorgesehen war. Aus ihrer Mitte aber pflegte das Parlament den König zu wählen. Die Eliten von Mannox übten Einfluss sowohl auf den König als auch (teilweise) auf das Generelle Parlament aus.
  • Der König, dem fast ausschließlich symbolische Bedeutung zukam. Manchmal nahm er Aufgaben der Gerichtsbarkeit wahr. Die ersten Könige waren noch oberste Heerführer und Richter gewesen, ihre Kompetenzen wurden aber im Laufe des 16. Jahrhunderts schnell verwässert.
  • Der Klerus, zumindest bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts. Manchmal stand der gesamtbündische Klerus in Opposition zu parlamenten oder Fürsten, manchmal, besonders zum Ende des Bündnisses hin, aber konkurrierten mehrere regionale Kirchen miteinander.

Die verschiedenen Schichten des Bündnisses

Das staatliche Gebilde entwickelte sich durch die Bündnisse einzelner Städte. Diese vereinbarten freien Handel untereinander und gegenseitige Unterstützung im Krieg. Als kulturelles Zentrum kristallisierte sich Mannox heraus, denn es war die reichste Stadt, die die meisten Gelehrten anzog und in der Folge auch kultisches Zentrum wurde. Dort richtete sich ein "Generelles Parlament" ein, ein Forum, das sich aus Gesandten der freien Städte konstituierte, welche sich über gemeinsame, v.a. außenpolitische Fragen abstimmten.

Hinzu kamen im weiteren Schritt die Neugründungen jenseits der Qasx, die einzig ihren Mutterstädten verpflichtet waren. Die Eliten von Mannox versuchten aber ihren politischen Zugriff auch auf solche Städte auszudehnen (z.B. indem sie für die Unterstützung bei der Verteidigung einer Neugründungen bestimmte Befugnisse verlangten) - ein ständiger Konfliktpunkt.

Davon getrennt zu betrachten sind die Städte, die im Zuge der Expansion des Bündnisses in dessen Einflussbereich gerieten, also besonders die Städte an der Westküste Bedlams. Niemals verloren sie ihre formale Unabhängigkeit. Sie mussten jedoch Tribute zahlen und bestimmte Eingriffe in die Dynastiefolgen hinnehmen. Die Tributzahlungen gelangten nach Mannox in den Staatsschatz. Dort sollten sie teils an die Städte verteilt, teils zur Finanzierung von Feldzügen und zur Versorgung der Gesandten dienen. Oft genug setzten die Eliten von Mannox das Geld zweckentfremdet ein - eine weiter Quelle von Missstimmungen.

Als viertes Gebilde ist 1670-1710 das Gebiet um Elesas zu nennen, das in der kurzen Zeit seiner Zugehörigkeit zum Bündnis als "Hausmacht des Königs" gehandelt wurde.

Innere Verfassung der Städte

Die inneren Verfassungen der Städte waren nahezu unabhängig von der Zentralmacht. Sie waren entsprechend heterogen. Bedingt durch das Erstarken des Überseehandels waren die bürgerlichen Schichten zu mehr Macht gekommen. Die Trennung zum Adel weichte sich (außer in Mannox) immer stärker auf, bis der Adel nichts mehr war als ein Titel. Zentrale Ämter, so auch der des Stadtoberhauptes, mussten gemäß Verfassung stets von Adligen bekleidet werden; doch kam im Laufe der Zeit dem Parlament - also der gewählten Vertretung der Bürger - immer größere Entscheidungsbefugnis zu. Die Parlamente können spätestens ab dem späten 15. Jahrhundert als das wichtigste politische Organ der Stadtstaaten (zumindest für innere Angelegenheiten) gelten. Dabei handelte es sich stets um eine Ständeordnung.

Der Klerus spielte je nach Region und Epoche wechselnde Rollen.