Chronismus

Aus Ultos
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Der Chronismus ist eine polytheistische Religion und eine der beiden Weltreligionen. Er ist weltweit verbreitet, kommt jedoch hauptsächlich auf den Karpatischen Inseln und in Murabien vor. Daneben finden sich auch in Davien zahlreiche Gläubige.

Das heilige Symbol des Chronismus

Konzepte

Das Prinzip der Zeitenwaage (Mesoron)

  • Alle Dinge und Lebewesen im Universum sind entweder Bremser (Gsega) oder Beschleuniger (Tjala) der Zeit
  • auch die Götter gehören einer der Parteien an
  • Gsega und Tjala halten sich die Waage
  • am Ende der Zeit wird das Gleichgewicht kippen, überwiegt Tjala, wird die Zeit immer schneller, bis plötzlich alles Gleichzeitig passiert; überwiegt Gsega, wird alles immer langsamer, bis die Zeit stehen bleibt
  • niemand weiß, welches von beidem überwiegen wird

Vier Götter

Gott Feiertag Inhalt Besonderheit
Aliphatos (Goot des Himmels und allem Guten) 09. VI. Außengott des Tjala
Bartos (Gott der Priester und des Festlandes 15. XIII. Innengott des Tjala, mächtigster Gott für die Menschen → richtet und entscheidet über Schicksale Sitzt immer auf seinen Bart
Chronos (Hauptgott des Chronismus) 06. XVI.

(4-tägiges Fest)

Innengott des Gsega, Gott des Meeres
Dummos (Gott der Unterwelt) 5. XX. Außengott des Gsega, Gott der Unterwelt

Kastenwesen

  • Menschen werden in vier Kasten eingeteilt: Aliphaten, Bartai, Chronai und Dum
  • Nach dem Tode wird ein Mensch wiedergeboren und steigt – je nach seinen Taten – immer auf oder ab, bleibt niemals in seiner Kaste. Es werden dabei auch keine Kasten übersprungen.
  • Es gibt folgende Kasten:
    • Aliphat (Pl. Aliphaten) ist ein Oberpriester (dieser Status kann nur von einem gutem Bartja erreicht werden)
    • Ein Bartja (Pl. Bartai) ist besserer Chronist, der üblicherweise die Position eines Mönches oder Priesters bekleidet. Es gibt auch einige Adlige von diesem Rang.
    • Ein Chronja (Pl. Chronai) ist ein normaler Chronist. Er kann zum Bartja aufsteigen, wenn er ein gutes Leben führt. Falls er ein schlechtes Leben führt, wird er zum Dumja.
    • Ein Dum (Pl. Dum) ist ein niedrigrangiger Chronist, der niedere Aufgaben erledigt. Ebenfalls als Dum bezeichnet werden alle Nichtchronisten, stehen aber in der Rangfolge noch unter den chronistischen Dum.
  • Wenn man als Aliphat ein so gutes Leben geführt hat, dass man weiter aufsteigen würde, erreicht man das Paradies.
  • Wenn man als Dum ein so schlechtes Leben geführt hat, dass man weiter absteigen würde, kommt man in die Hölle.

Ursprünglich galt vermutlich, dass die entgültige Kaste eines Menschen erst mit seinem Tode klarwurde (ein Mönch konnte ja z.B. aus dem Kloster fliehen - demnach ist zu erkennen, dass er sein Leben lang nie ein Bartja war, sondern ein Dum). Diese Interpretation des Kastensystems hat sich im Altkarpatischen Chronismus weitgehend erhalten. Wesentlich rigider war die Interpretation im karpatisch-orthodoxen Chronismus. Hier entwickelte sich eine Zugehörigkeit zur Kaste nach Geburt, was früher nicht der Fall gewesen war - dies spielte v.a. in der Naia- und Bighbu-Zeit eine Rolle, ist heute aber kaum noch ausschlaggebend im Alltag. Gegen dieses rigide System wehrte man sich insbesondere im karpatisch-reformierten Chronismus, wo das Kastensystem auf eine rein symbolische Bedeutung reduziert wurde. Die Kaste eines Menschen gilt als allein den Göttern bekannt, bzw. muss sich der Mensch die Zugehörigkeit zu einer Kaste im Laufe seines Lebens verdienen. Diese Sichtweise mag vom Altkarpatischen Chronismus nachträglich beeinflusst worden sein. Eine besondere Entwicklung ergab sich in Bangabandhu: Nach einer Sage waren die Götter unzufrieden, dass die Verteilung der Menschen auf die einzelnen Götter so unterschiedlich war und entschieden, dass die Zugehörigkeit zu Göttern nun durch Los zu bestimmen seien. Heute gibt es keine Prestige-Unterschiede zwischen den verschiedenen "Kasten", die man kaum noch als solche bezeichnen kann.

Das Sanduhr-Prinzip (Emlenh)

  • Nach einem bestimmten Zeitraum spiegelt sich das System (kippt um wie eine Sanduhr), sodass das Paradies bei Aliphatos danach bei Dummos liegt, und die Hölle bei Dummos zum Paradies wird.
  • Somit verliert Chronos den Hauptgottposten an Bartos.
  • Auch das Kastenwesen kippt: wer als Aliphat
  • Nach Drölf Zyklen wird das Weltenende erreicht.

Die Rolle der Mathematik

Da nicht klar ist, wie lange ein Zyklus währt, und was die Zahl Drölf ist, und welcher, Aliphatos oder Dummos, der ursprüngliche Gott des Paradieses war, gab und gibt es zahlreiche innerchronistische Debatten. Im Laufe der Jahrhunderte entstand daraus (zunächst über Zahlenmystik) die Tradition, dass sich Chronisten viel mit Mathematik beschäftigen. So gleichen manche Messen mathematischen Seminaren. Überhaupt erreichte die Mathematik den Status einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin durch den Chronismus. Auch heute noch sind viele Chronisten Mathematiker, und viele Mathematiker Chronisten.

Brauch

Opfer

Zentral in den Gebräuchen des Chronismus ist das Opfer, das allerdings sehr verschieden in den diversen Regionen und Konfessionen ausfällt. Ursprünglich handelte es sich wohl um ein symbolisches Opfer, bei dem z.B. das Blut des Opfertieres dem jeweiligen Gott geweiht wurde, das Fleisch unter den Teilnehmern der Kulthandlung verteilt wurde. Im Laufe der Zeit wurde das Opfer immer symbolischer.

Es gibt verschieden Kategorien von Opfern:

  • "Kleine" Opfer, die täglich und im Privaten zu verrichten sind: Meist kleine Portionen von Lebensmitteln (Kügelchen aus Mehl) oder kleine Schmuckstücke (einzelne Perle), Kerzen
  • "Kultopfer", die wöchentlich zur Messe abgehalten werden. Sie werden wahlweise einzeln von den Teilnehmern gestiftet, oder vom Priester bereitgestellt (z.B. spenden die Teilnehmer am Kult einen Geldbetrag, von welchem Fleisch gekauft wird, dass im Laufe der Kulthandlung geopfert wird)
  • "Anlassopfer" (Bitte um oder Dank für Genesung, Erfolg, Initiationsriten): Meist in irgendeiner Form mit Kunst oder Handwerk verbunden (geschnitzte Holzstatuetten; Votivbilder; Schmuck)
  • "Hohe Opfer" zu Festen oder auf Staatsebene.

In den Karpaten gibt es die Regel des vierfachen Opfers, das einmal in der Woche von einem Haushalt gespendet werden muss: Das Opfer muss etwas Tierisches und etwas Pflanzliches, etwas Flüssiges und etwas Festes enthalten:

  • Tierisch-Fest: Fleisch, Käse - aber auch Fell o.ä.
  • Tierisch-Flüssig: Blut, Milch,...
  • Pflanzlich-Fest: meist Brot, aber auch Obst und Gemüse
  • Pflanzlich-Flüssig: Öl, Wein, ...

Das fünffache Opfer verlangt zudem Feuer (in Form einer Kerze) und wurde wahrscheinlich durch die Kcal in die Karpaten gebracht. Die genaue Zusammensetzung des Opfers variiert nach Anlass.

In Bangabandhu hingegen gibt es verschiedene Traditionen: Manchmal werden vier verschiedene Gaben jeweils für einen einzelnen Gott gestiftet, manchmal ist das private Opfer dreiteilig: Eine Kerze (für Feuer, alles ätherische), geweihtes Wasser (Symbol für alles Flüssige), Holz oder Fett (für alles Feste).

Eine weitere typisch Bangabandhische Tradition ist das symbolische Opfer: Im Kult werden kleine Holzplättchen mit Bildern des jeweiligen Opfers (Schafe, Hühner, etc.) an entsprechenden Orten niedergelegt.

Eine spezielle Ostkarpatische Entwicklung war das Menschenopfer, das wohl auf heidnische Traditionen in den Karpaten zurückging: Zunächst wurden Einheimische geopfert, später aber v.a. Feinde (Funktion der Abschreckung). Letzterer Brauch hielt sich bis zu den Reformen im Kaiserreich Bighbu. Danach wurde das Menschenopfer durch die symbolische Verbrennung von Puppen vollständig ersetzt. Vermutlich geht die Karpatische Voodoo-Tradition auf das Menschenopfer zurück.

Feste und Kulthandlung

Folgende Feste werden (u.a.) gefeiert:

  • Feste im Jahresverlauf
    • Feste für die jeweiligen Hauptgötter: Die Festzeiten in den Karpaten wichen ursprünglich von denen in Bangabandhu ab, da spezifische heidnische Feste "überschrieben" wurden (Sommer- und Wintersonnenwende etc.). Im Königreich Naia kam es aber zur teilweisen Angleichung mit bangabandhischen Gewohnheiten.
    • Feste für lokale Götter, sehr unterschiedlich
    • Regionalspezifische Feste:
      • Westkarpaten: Königsfest - Vorfreude auf die mythische Neuentstehung des Königreichs Naia
      • Bangabandhu: Neujahrsfest (später in den orthodoxen und reformierten Chronismus übernommen)
  • Feste im Verlauf des Lebens
    • Namensweihe (kurz nach Geburt)
    • Initiationsriten
    • Begräbnis
    • Die Hochzeit spielt kultisch eine untergeordnete Rolle
  • Festtage im Laufe der Woche: Die chronistische Woche besteht aus acht Tagen, in deren Verlauf kleinere Riten eingebunden sind.

Bemerkenswerte Einheitlichkeit besteht insbesondere in den Initiationsriten und teilweise in der Namensweihe. Die Riten in der Woche sind einheitlich in ihrer Reihenfolge und Bedeutung, aber nicht in ihrer Ausführung. Die götterspezifischen Feste haben gemeinsame Elemente.

Typischer Chronistischer Gruß, der zur Messe eine große Rolle spielt

Im Zentrum der Kulthandlung steht das Opfer. Hinzu kommen v.a. Gesänge und bestimmte Riten. Das Opfer dient oft zur Weissagung, was folgende Grundstruktur in Kulthandlungen während hoher Feste hervorgebracht hat:

  • Riten zur Vorbereitung der Kultteilnehmer: V.a. Reinigung, z.T. Beichten; individuelle Opfergaben
  • Riten zur Vorbereitung des Opfers
  • Opfer
  • Weissagung
  • Dank (Dankesriten)
  • Verspeisung des Opfers

Bemerkenswert sind die Eröffnungsriten, die sich in den verschiedenen Konfessionen sehr ähneln. Notwendig ist nämlich eine dreifache Reinigung:

  1. Reinigung des Körpers: Rituelles Bad
  2. Reinigung der Seele: Beichte oder Bittgebet
  3. Reinigung der Gemeinschaft: Herstellung des Friedens in der Gemeinde, Reinigung von Zwietracht - gegenseitige Begrüßungen und Glückwünsche, Aussprache

Die historische Entstehung dieser Form ist so vielschichtig wie der Chronismus selbst: Das Opfer bildete wohl auch ursprünglich das Zentrum der Handlung. Als Mittel nicht nur der Verehrung, sondern auch der Kommunikation mit den Göttern, schloss sich dem Opfer unmittelbar die Weissagung an. Zur richtigen Kommunikation mit den Göttern muss der Mensch rein sein. Diese Vorschrift übertrug sich auch auf die Gemeinschaft, woraus die umfangreichen Begrüßungsriten entstanden.

Je nach Region und Konfession gibt es unterschiedliche Ausprägungen in der Liturgie: In den eher dezentralisierten Religionen Bangabandhus haben die Begrüßungsriten eine extrem wichtige Stellung eingenommen, sodass fast alle Gemeindeangelegenheiten am Anfang der Messe geregelt werden. Im karpatisch-reformierten Chronismus gilt Weissagung als "Humbug" und wurde durch Predigten ersetzt, die nun das Kernstück des Kultes bilden. Wichtige Differenzen bestehen auch darin, wer welche Kulthandlung durchführen darf: In den zentralisierten Konfessionen der Karpaten sind die meisten Opfer und Riten die Kompetenz der Geistlichen, die auch eine spezielle Ausbildung benötigen; in Bangabandhu kann das Familienoberhaupt viele Handlungen selbst durchführen. Bei allen Variationen herrscht eine beträchtliche Einheit in den Eröffnungsriten, so ist der typische chronistische Gruß fast überall bekannt.

Von festlichen Liturgien sind die Alltagsliturgien zu unterscheiden: Von jeder Familie wird erwartet, einmal in der Woche eine Messe zu besuchen und ein Opfer darzubringen. Dabei ist die Zeit nicht unbedingt vorgeschrieben, weshalb während wöchentlicher Messen ein reges Kommen und Gehen herrscht. Die Messen strecken sich über eine lange Zeit. Neben einer Liturgie, die allein Sache der Geistlichen ist und bei den Besuchern auch kaum Interesse findet, weiht ein Priester die individuellen Opfergaben und spricht zu diesem Anlass Weisheits-, Wahrsage- oder Segenssprüche.

Das Htheti

Heiligstes Gebet aller Gebete, viermal am Tag aufzusagen (nach dem Aufstehen, am Vormittag, am Nachmittag und vor dem Einschlafen).

O Aliphatos, heiliger, sei gegrüßt O Bartos, mächtiger, sei geehrt O Chronos, höchster, sei gepriesen O Dummos, hässlicher, sei verdammt

Siebenmal, o Götter, danke ich euch für die Welt und die Zeit Siebenmal, o Götter, danke ich euch für mein Leben und mein Glück Siebenmal, o Götter, danke ich euch für euer weises Urteil und eure weise Herrschaft Siebenmal, o Götter, bitte ich euch um Gnade vor meinen Sünden und Reinheit für mein Herz Siebenmal, o Götter, bitte ich euch um eure Hilfe in meinem Leben und um einen gnädigen Tod Siebenmal, o Götter, bitte ich euch um den Erhalt der Welt, bis die Zeit heran ist Siebenmal, o Götter, hört meinen Ruf.

O Aliphatos, heiliger, Heil sei dir und Dank O Bartos, mächtiger, Ruhm sei dir und Ehre O Chronos, höchster, Preis sei dir und Lob O Dummos, hässlicher, Schmach sei dir und Schande

Geschichte

  • Entstand ca. 700 wzi in Bangabandhu – vermutlich als Synthese von Staats- und Stammesreligionen
  • Den Gründungsort beanspruchen Choghu, IRB und Chronistisch Mandhu. Anerkanntes Zentrum, wichtigster Pilgerort ist Lavosh in Choghu. Einige Archäologen gehen aber von Sanpherahi in Chronistisch Mandhu oder sogar Marka in der IRB aus – der Ursprung des Chronismus ist ein Politikum!
  • Aus der Zeit um 1000 wzi stammen Dokumente die eine umgekehrte Götterhierarchie belegen (Dummos als höchster, Aliphatos als niedrigster Gott). Um 1100 wzi, nach einem Umsturz, besteht folgende Götterhierarchie (notabene waren die Hauptgötter bis auf Bartos alle weiblich):
Schriftzeichen Aussprache (IPA)
Alipta-sudhu Göttin der Ewigkeit und des Kosmos
Barrat-sadhu Gott der Erde
Ghuwarono-sudhu Göttin der Zeit und der Gestirne
Dammu-sudhu Göttin der Unterwelt, des Nirgends und nie
  • Ab 1200 wzi strömen Missionare auch außerhalb Bangabandhus aus und reformieren zunächst die Urbevölkerung der xyllabischen Insel, die Bekehrung des Karpatenraumes beginnt. Zunächst ist der Chronismus aber nur in den südlichen Gebieten, in Altmeerland und in der Großen Qasx verbreitet.
  • In Naia, jetzt auf dem Gebiet der Heugrafschaft, entsteht um 1100 +zi der Murabisch-Orthodoxe Chronismus, und wird vom dortigen Herrscherhaus zur Staatsreligion erhoben. Wichtige Neuerungen betreffen:
    • Kanonisierung der Religion
    • Starke Veränderung gegenüber bangabandhischem Vorgänger: Hauptgottheiten sind männlich. Die weiblichen Varianten werden als heidnisch betrachtet.
    • Starke Missionierung setzt ein; überhaupt werden viele Gebiete, darunter Tuwran, Dröm und Jennig überhaupt erst chronistisch.
    • Man sieht Murabien als mystisches Zentrum des Chronismus – daher der Name! – gründet dort Klöster auf den Ruinen alter Tempel; das größte und bei nicht-Chronisten berühmteste dieser Klöster ist Bartka (gegründet 1517 nzi); das älteste ist zugleich Hauptpilgerort für Murabisch-Orthodoxe Chronisten – Djagal-Mlil bei Maenfyrdt (gegründet 1007 nzi)
  • Der murabisch-orthodoxe Chronismus war als zentralistische Religion, um eine zentrale Herrschaft der Könige von Naia zu ermöglichen, gedacht; lokale Traditionen setzen aber frühzeitig ein. So nahm das Königreich von Ehj (heute Kaiserreich Groß Jennitia) 1304 den Chronismus an. Bereits 1453 kam es zum Bruch, und es bestanden lange eine "jennitische" (Jennitia und Davien) und eine "qasxische" (Naia usw.) Orthodoxie. Erst 2023 kam es zur formalen Wiedervereinigung, bekannt als Ewige Heilung.
  • Ab 1700 entstehen demokratisch gesinnte Strömungen in Balmanien und auf den Karpaten. Es beginnt Kritik an den alten Herrscherhäusern. Diese äußert sich in religiöser Form als sogenannter Karpatisch-reformierter Chronismus.
    • Dieser wird jedoch von einigen Herrscherhäusern aufgegriffen und als Nationalkirche verstanden (z.B. Paramur 1870); dies eignete sich zur Legitimation von Monarchie und Kolonialismus besser als der international ausgerichtete Murabisch-Orthodoxe Chronismus.
    • Karpatisch-Reformierter Chronismus wurde aber auch ein Sprachrohr des Protests (so errichtete das Volk der Heugrafschaft um 2100 eine kurzzeitige karpatisch-reformierte Demokratie; in der Heiligen Küste blieb die reformiertgläubige Demokratie seit 2209 dauerhaft)
    • Er verdrängte den murabisch-orthodoxen Chronismus nahezu völlig aus den Karpaten (Nur noch Beterbeuy, Jennitia, Herzogtum Heas).

Konfessionen

Die Einteilung der Konfessionen ist nicht besonders einfach, da insbesondere in der Ursprungsregion des Chronismus, Bangabandhu, nie eine staatlich geprägte Normierung stattfand und die Übergänge zwischen den einzelnen Strömungen fließend sind. Generell teilt man daher den Chronismus in die älteren (Bangabandhische Orthodoxie, Altkarpatischer Chronismus) und die neueren Konfessionen (Karpatische Orthodoxie und karpatisch-reformierter Chronismus).

Die älteren Konfessionen haben untereinander wenige Gemeinsamkeiten - sie haben sich seit den Ursprüngen eigenständig entwickelt und unterlagen nie oder erst spät einer Normierung durch zentrale Instanzen. Bezeichnend ist, dass die Gottheiten meist weiblich sind. Auch ist die Zahl der Götter nicht auf die Vierheit beschränkt.

Die neueren Konfessionen schöpfen theologische und rituelle Gemeinsamkeiten aus den Reformen im Königreich Naia. Die weitere Entwicklung wurde von staatlichen Kultreformen einerseits, theologischen Schulen andererseits getragen. Bezeichnend ist die neue Genderzuschreibungen - alle Gottheiten wurden nun als männlich angesehen. Zudem wurden auch die Namen und wichtige kultische Bezeichnungen normiert:

  • Aliphatos > Lapat
  • Bartos > Borat
  • Chronos > Ikron
  • Dummos > Tumo

Die vier Hauptgötter in den Konfessionen auf einen Blick

Gottheit Bangabandhisch-Orthodox Altkarpatisch Karpathisch-Orthodox Karpatisch-Reformiert
Aliphatos Alipta-sudhu
weiblich
Göttin der Ewigkeit und des Kosmos
Aliftan
weiblich
Tochter der Abara
Lapat
männlich
"Hauptgott", Weltschöpfer, Götterherrscher und Staatsgott; gemeine Menschen dürfen nicht anbeten
Lapat
(kein Gender)
Passiver Weltschöpfer
Bartos Barrat-sadhu
männlich
Gott des Lebens und der Erde
Abara
weiblich
Hauptgöttin
Borat
männlich
Gott der Natur, besonders Meer und Schifffahrt
Borat
(kein Gender)
Gott der unbelebten Natur, der physikalischen Gesetze
Chronos Ghuwarono-sudhu
weiblich
Göttin der Zeit und der Gestirne
Ronan
weiblich
Tochter der Abara
Ikron
männlich
Heiler- und Helfergottheit, Gott der Menschheit
Ikron
(kein Gender)
"Hauptgott"
Dummos Dammu-sudhu
weiblich
Göttin der Unterwelt, des Nirgends und nie
Do
weiblich
Tochter der Abara
Tumo
männlich
Personifikation des Bösen
Tumo
(kein Gender)
Prinzip der Zerstörung als Voraussetzung der Entstehung des Neuen

Bangabandhische Orthodoxie

Die bangabandhische Orthodoxie zeichnet sich durch Besonderheiten in der religiösen Organisation aus: Klöster bilden Mönche in höchstem Maße theologisch, historisch und philologisch aus. Die Spiritualität der meisten Menschen aber gründet sich auf Wanderpriester, die in unterschiedlichem Grade in der Theologie gebildet sind. Mit den Staaten entstanden auch übergeordnete Verwaltungsstrukturen. Dabei besetzten die Herrscher die entscheidenden "kirchlichen" Ämter mit Klerikern meist unterschiedlicher Strömungen. Die höchste Ebene war die Position des Patriarchen, dem die Stellung einer Art Oberpriester zukommt. Die kultischen Aufgaben der Patriarchen beschränken sich aber meist auf das eigene Heiligtum. Patriarchen greifen kaum in die anderen Kulthandlungen in ihrem Machtbereich ein. Vielmehr fungieren sie als Verwalter, die die in ihrem Gebiet vorhandenen Kulte austarieren sollen und die Steuergelder, die z.B. zur Renovierung von Heiligtümern zur Verfügung stehen, sinnvoll verteilen sollen. Sie sind also eher Schiedsrichter.

Den vier Hauptgottheiten des Chronismus kommen abstrakte Bedeutungen als Weltenlenker zu. In der individuellen Spiritualität hingegen spielt eine große Zahl regionaler, berufsgruppenbezogener und individueller Götter eine wichtigere Rolle. Erst mit dem Einfluss Paramurs wurden die vier Hauptgötter wieder präsenter.

Wichtig zu verstehen ist, dass die Bangabandhische Orthodoxie nicht etwa eine besonders konservative Variante des Chronismus darstellt, sondern viele eigenständige historische Entwicklungen aufweist, die aus späterer Zeit stammen.

Altkarpatischer Chronismus

Historischer Hintergrund:Der Chronismus kam ab etwa 500 +zi in die Karpaten. Bis zur Naia-Zeit war er v.a. in der großen Qasx, in Temkalien, Estasia und ab etwa 700 +zi auch im südlichen Allmeeren verbreitet. An vielen Orten wurde er dann von der Orthodoxie überlagert. Teilweise gibt es noch altkarpatische Gemeinden auf Estasia. Als einzige "Hochburg" erhielt sich Allmeeren.

Der allmeerische Chronismus wurde durch das Kaiserreich Bighbu geformt. Die Stadt Zertovs etablierte sich dabei als zentraler Wallfahrtsort. Lange blieb der Chronismus hier regional recht unterschiedlich. Vorchronistische Elemente bildeten und bilden einen wichtigen Bestandteil. Erst in der Außeinandersetzung mit Paramur gegen Ende der Bighbu-Zeit wurde das System in einer Reihe zentral vorgegebener Reformen strukturiert. Dabei prägte die Nähe zum monotheistischen Balmanien eine Entwicklung in die Richtung eines Henotheismus.

Theologie: Der wichtigste Gott wurde, in Abgrenzung zu den reformierten Strömungen, die Chronos, und den orthodoxen Strömungen, die sich an Aliphatos ausrichten, Bartos, allerdings als Muttergottheit Abara bezeichnet. Abara übernahm nach und nach die Kompetenzen aller anderen Götter. Aliphatos (Aliftan), Chronos (Ronan) und Dummos (Do) gelten als Töchter und Helferinnen der Abara. Alle weiteren Gottheiten wiederum sind deren Kinder. Zentral in der Bighbuer Variante des altkarpatischen Chronismus ist das Gebet und die Verehrung Abaras.

Organisation: Zertovs ist das älteste Heiligtum des Altkarpatischen Chronismus. Durch die Zentralisierung der Religion wurde aber der Kaiser von Bighbu Oberpriester und Bighbu die wichtigste heilige Stadt. Nach dem Niedergang des Kaiserreiches trennte sich das Amt des Oberpriesters von der weltlichen Herrschaft und Zertovs erlebte eine neue Blüte als Wallfahrtsort. Heute liegt dort der Sitz der Altkarpatischen Religion.


Karpatische Orthodoxie, "Murabisch-Orthodoxer Chronismus"

Historische Grundlagen: Das Königreich Naia fand eine Herrschaftsideologie. Die patriarchalen Strukturen wurden nun auch religiös umgesetzt. In den alten karpatischen Gesellschaften waren Könige Heerführer gewesen, weshalb sich staatliche und religiöse Strukturen aufgespaltet hatten. Nun wurde der König zum Oberpriester gemacht, was für eine weitere Zentralisierung sorgte.

Theologie: Der Chronismus sollte "gereinigt" werden. Nun wurden (teils) vermeintliche "heidnische" Einflüsse verbannt, ein Kanon heiliger Schriften ausgearbeitet. Die Zahl der Götter wurde auf die Vierheit beschränkt, alle anderen übernatürliche Wesen marginalisiert. Lapat wurde Weltschöpfer, Götterherrscher und Staatsgott in einem. Dem gemeinen Volk war es untersagt, zu ihm zu beten. Ikron wurde als eine Art Heiler- und Helfergottheit interpretiert und wurde so der Gott der Menschen. Borat hingegen war der Gott der Natur, besonders des Meeres und der Schifffahrt. Tumo wurde zu einer Art Teufel stilisiert, dem alle nicht-orthodoxen Erscheinungen als eine Art Heidentum und Dämonismus zugeordnet wurden. Zentral in der Konfession ist nicht so sehr der individuelle Bezug zu den Göttern, sondern das Einhalten der kultischen Bestimmungen.

Organisation: Heilige Stätte der karpatischen Orthodoxie war und ist die Stadt Bòrs, wo das Oberhaupt aller Orthodoxen, der Galen (eigentlich Königstitel in Naia), seinen Sitz hat. Die Orthodoxie war 1423-2023 gespalten, bis heute haben sich (kleine) Unterschiede im Ritus erhalten, es gibt eine jennitischen und eine qasxische Orthodoxie.

Karpatisch-Reformierter Chronismus

Historische Grundlagen: Die Entstehung der modernen Wissenschaft und der Demokratie stellten das zentralisierte Bild der karpatischen Orthodoxie infrage. Bald trennten sich demokratische und monarchistische Bewegungen innerhalb der Reformierten. Staat und Kirche sollten säuberlich getrennt werden, damit ein Herrscher seinen Untertanen keine Glaubenssätze gegen ihr Gewissen aufzwingen könnte.

Theologie: Der Glaube sollte mit einem rationalen, wissenschaftlichen Weltbild vereinbar sein. Auch das Individuum rückte in den Fokus der Theologie. Ikron kam also, aufgrund seiner Menschennähe also eine tragende Rolle zu. Borat erfuhr auch einiges Interesse, man sah ihn als Gott der unbelebten Natur, der physikalischen Gesetze. Tumo wurde gewissermaßen rehabilitiert - man erkannte in ihm das Prinzip der Zerstörung, das für die Entstehung des Neuen unabdingbar ist. Lapat rückte zunächst in den Hintergrund und wurde als passiver Schöpfergott betrachtet. Erst in Paramur wurde er wieder wichtiger, da sich die Monarchen als direkte Diener des obersten Gottes verstanden. Insgesamt wurde von den Göttern eher als Prinzipien gesprochen, weshalb sich die Vorstellung durchsetzte, Gottheiten könnten kein Geschlecht haben. Diese Denkweise beeinflusste schließlich auch den Karpatisch-Orthodoxen Chronismus. Wichtiger als der Kult sind im reformierten Chronismus die Taten.

Organisation: Die Organisation ist höchst komplex. Zunächst können zwischen demokratisch ausgerichteten Strömungen (Heilige Küste, KU) und monarchistischen unterschieden werden. Wirklich scharf bildete sich der Gegensatz aber erst nach dem Fünfzigjährigen Krieg aus. Während sich die Organisationen demokratisch ausgerichteter Strömungen eher als Verwaltungseinheiten auf nationaler Ebene verstehen, versuchen die monarchistisch ausgerichteten Organisationen auch eine spirituelle Führung zu übernehmen. Die Entwicklung der monarchistischen Organisationsformen verlief Wendungsreich: In Paramur, Estasia und in Dröm entstanden sie unabhängig voneinander; heute erkennen jedoch die Oberhäupter Estasias und Dröms den Patriarchen von Turhat als einen Primus inter Pares an. In Tegrim entstand zunächst - auf der Grundlage dort verbreiteter demokratischer Strömungen - ein von Paramur inspirierter monarchistischer Chronismus. Als die beiden Staaten miteinander brachen, wurde in Tegrim eine völlig autonome Staatskirche aufgebaut.